Nach zwei Wochen war ich das erste Mal wieder zu Hause. Meine Begegnung mit der Rumänin Phoenix vor etwa einem Monat, hatte mich dazu veranlasst um mehr Freiheit zu kämpfen. Ich konnte sie beinahe lachen hören, denn im Gegensatz zu ihren monatelangen Reisen waren meine zwei Wochen ein fast schon kläglicher Versuch mehr Freiraum zu erlangen. Aber ich hätte es keinen Tag länger geschafft von hier fortzubleiben. Zu sehr vermisste ich meine wunderschöne Tia. Natürlich war sie nicht begeistert gewesen, als ich ihr sagte ich würde für einige Wochen weg gehen. Sie hatte mich gebeten sie mit mir kommen zu lassen, doch ich wollte nicht, dass sie unnötigen Ärger mit Amun bekam. Schließlich war Tia die einzige mit der ich über meinen "Ausflug" gesprochen hatte. Und nun würde mich ein riesiges Donnerwetter erwarten wenn Amun mich in die Finger bekam. Besonders Lust auf diese Predigt hatte ich nicht, doch ich würde sie wohl oder übel über mich ergehen lassen müssen. Doch erst wollte ich Tia wiedersehen. Im Eingangsbereich blieb ich stehen und lauschte erst einmal in das Haus hinein. Doch ich konnte ihre Stimme nicht hören. Wie es aussah war sie im Moment nicht zu Hause. Draußen war es noch hell, was bedeutete sie war nicht auf der Jagd. Ich beschloss einfach auf sie zu warten. Ich musste sie auf jeden Fall sehen bevor ich zu Amun ging. Ich hatte sie so sehr vermisst, dass ich die nächsten Tage keine Sekunde ohne die verbringen wollte.

Nachdem ich zugestimmt hatte, das ich mit kam, konnte es Tia gar nicht schnell genug gehen nach Hause zu kommen. Da sie ein voller Vampir war hatte ich es ein klein wenig schwerer ihr zu folgen, denn so schnell wie sie war ich nicht. Daher kam ich ein paar Sekunden nach ihr erst an Haus an, doch zum Glück war ich nicht außer Atem. Manchmal wurmte es mich schon das ich Vampiren in manchen Dingen nach stand, aber zu ändern war es auch nicht. Um ehrlich zu sein hatte ich es schon versucht einer zu werden, doch das Gift der Vampire schien mir nichts an zu haben, bis eben auf eine Narbe die ich jetzt trug. So musste ich mit dem klar kommen was ich hatte und zum Glück konnte ich etwas, was andere nicht konnten. Gastfreundlich hielt Tia mir die Türe auf und als ich eintrat fiel mein Blick auf einen Vampir, den ich ebenfalls noch nie gesehen hatte. Tja während ich weg gewesen war hatte sich wirklich einiges verändert.

Nachdem sie eingetretten war ging auch ich hinein und schloss die Tür hinter mir.Das erste was ich tat war mich um zusehen, meine Augen schweiften den Raum ab bis ich ihn sah.Er stand einfach da und lächelte.Ich lächelte ihn mit aller Freude an und ging in normalen Schritten auf ihn zu.In diesem Moment vergaß ich sogar unseren Gast was gar nicht meine Art war.Nun stand ich vor ihm und strahlte ihn an."Hallo" grinste ich."Schön das du wieder da bist" Zwei Wochen waren eine sehr lange Zeit gewesen aber das war jetzt auch egal Hauptsache er war jetzt endlich wieder hier- bei mir.- Es kam mir vor als würde ich ihn heute erst zu erst getroffen ,so nervös war ich.Wäre ich ein Mensch wäre ich wahrscheinlich so rot wie eine Tomate und mein Herz würde mir sicherlich aus der Brust springen.

Von draußen waren Schritte zu hören. Ich drehte mich um und sah durch den Raum zur Tür. Kurz darauf wurde diese geöffnet und eine Frau betrat den Eingangsbereich. Ich hatte sie noch nie gesehen. Doch ich wusste gleich, dass sie ein Halbvampir war. Man konnte es weder übersehen noch überhören. Genau wie bei der kleinen Renesmeé schlug auch das Herz dieser Halbvampirin in einem merkwürdigem Rhythmus. Ich richtete mich ein wenig mehr auf und lächelte sie freundlich an. Doch meine Aufmerksamkeit wurde jäh von der Fremden abgelenkt, als Tia den Raum betrat. Sofort wurde mein Lächeln breiter. Ihr Blick schweifte durch den Raum bis sie mich erblickte. Sie kam auf mich zu und begrüßte mich. Auch in ihrem Gesicht lag ein Lächeln. Bevor ich ein Wort sprach nahm ich ihre Hand in meine und verbeugte mich vor ihr. Zärtlich drückte ich einen altmodischen Handkuss auf ihren Handrücken. Dabei ließ ich sie keine Sekunde aus den Augen. Natürlich passte mein Verhalten nicht in dieses Jahrhundert, doch das kümmerte mich nicht. Als ich mich wieder aufrichtete hielt ich ihre Hand noch immer in meiner. "Hallo, meine Schöne", begrüßte ich sie nun. "Ich bin auch froh wieder hier zu sein. Ich hätte es keinen Tag länger ohne dich ausgehalten", gestand ich ihr lächelnd. Ich lehnte mich vor und küsste sie kurz. Dann schaute ich zwischen Tia und der Fremden hin und her. "Möchtest du mir unseren Gast nicht vorstellen, Tia?", fragte ich sie freundlich. Ich war mehr als neugierig.

Noch immer lächelte ich Benjamin an und sah ihm in seine Augen.Es war ein schönes Gefühl wieder seine Hand berühren zu können.Sie so warm und weich wie immer.Ein leises kichern englitt mir als er mir einen Handkuss gab.Immer noch der alte Benjamin,dachte ich mir und sah ihn weiterhin an.Endlich hörte ich den wunderbaren klang seiner Stimme wieder und ich musste wieder lächeln."Ich auch nicht,Benjamin" flüsterte ich mehr als ich sagte.Und das meinte ich ernster als es klang.Amun und Kebi konnten machnmal unaustehlich sein wenn sie es wollten.Ich ging kurz auf die Zehnspitzen damit er sich nicht zu weit nach vorne lehnen musste.Als unsere lippen sich trafen setzte das ein Feuerwerk in mir aus.Auch wenn man es von aussen nicht wirklich sah.Ich wendete meine Augen nicht von seinem Gesicht ab als ich sprach."Das ist Lia,eine bekannte von Amun und Kebi" meinte ich und sah ganz kurz zu ihr rüber.

Ein wenig Fehl am Platz kam ich mir dann doch vor als Tia an mir vorbeistürmte und dem Vampir um den Hals fiel, der hier anscheinend auf sie gewartete hatte. Meinen Blick wendete ich ab, denn ob man es glaubte oder nicht, für manch andere war es schwer so etwas mit anzusehen, zum Beispiel für mich. Ich war schon über 200 Jahre alt, doch meinen Gefährten hatte ich bis jetzt noch nicht gefunden, was mehr als deprimierend war. Für die Ewigkeit zu Leben war manchmal schon schwer genug, aber das dann auch noch alleine tun zu müssen, das war an manchen Tagen einfach unerträglich. Erst als der Vampir fragte, wer ich sein, da sah ich wieder auf und ihm direkt in die Augen. "Bekannte ist zu viel gesagt. Ich habe sie damals kennen gelernt, als ich hier aufgewachsen bin, aber das war das einzige Mal, das ich sie gesehen habe. Und nenn mich bitte Lina." Ich mochte es nicht so sehr wenn man mich Lina nannte und der eine Buchstabe machte eben dann doch ganz schön viel aus. "Ich wollte auch nicht stören oder irgendwo hinein platzen. Doch ich bin selbst erst gerade wieder hier her zurück gekehrt und wenn man so lange alleine herum gereist ist wie ich, dann ist ein wenig Gesellschaft nicht verkehrt."

Zu hören, dass auch Tia es keinen Tag länger ohne mich ausgehalten hätte machte mir fast schon ein schlechtes Gewissen. Ich hatte sie wirklich schrecklich vermisst. Nun wusste ich, dass ich sie beim nächsten Mal mit mir nehmen würde. Von ihr getrennt zu sein, kam nicht mehr in Frage. Ich bemerkte nicht, dass sie unser Gast ein wenig unwohl fühlte. Hätte ich dies bemerkt, so hätte ich mich anders verhalten, auch wenn es mir gewiss schwer gefallen wäre. Ich drückte ihre Hand ein wenig, bevor ich sie nach unserem Gast fragte. Tia stellte sie vor ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich dagegen blickte immer wieder von einer zur anderen. Ich wollte mich gerade vorstellen, da korrigierte Lia Tias Worte. Daraufhin lächelte ich sie freundlich an und ging auf sie zu. Ich war noch nicht bereit Tias Hand wieder los zulassen, also zog ich mit mir. "Es freut mich sehr dich kennen zulernen, Lina. Mein Name ist Benjamin und ich gehöre zu Amuns Zirkel, genau wie meine Gefährtin Tia", stellte ich mich höflich vor und streckte ihr dabei die Hand entgegen. Ich hatte Tia mit Absicht erwähnt, denn ich kannte sie nur allzu gut und wusste, dass sie nicht sehr viel mit Fremden sprach. Dann schaute ich wieder zu Tia und lächelte sie liebevoll an. Als ich Linas Worte vernahm wandte ich mich wieder um. "Gewiss störst du nicht. Wir freuen uns immer über Besuch", versicherte ich ihr. Wenn ich ehrlich war, dann war es für mich sogar mehr als gut, dass Lina gerade jetzt hierher gekommen war. Vielleicht würde Amun genug mit ihr zu tun haben und mich und meinen Ausflug dabei vergessen. An Tia gewandt fragte ich:"Wo sind Amun und Kebi? Sie freuen sich bestimmt Lina wiederzusehen."

Immer noch sah ich Benjamin ins Gesicht und hielt seine Hand.Ich bemerkte kaum das er mich mit gezogen hatte da ich grade vollkommen wo anders war.Im moment speicherte ich jeden einzelne Sekunde ab und bekam fast gar nichts mehr mit.Ich bekam nicht mit das Lia sich unwohl fühlte oder sonst etwas.Für mich war einzig und alleine Benjamin grade wichtig.Kurz ablenken ließ ich mich aber auch nur als er mich fragte wo Amun und Kebi waren.Eigentlich war mir das herzlich egal aber das konnte ich ja nicht sagen also meinte ich das als ich "Shoppen" war nur noch mitbekommen hatte das sie wohl erstmal nicht da waren und morgen kommen würden sobald sie ihre Sache geklärt hatten.Ein lächeln konnte ich mir grade noch verkneifen.Am liebsten würde ich hier einen Freudentanz veranstalten aber auch das konnte ich leider nicht machen,weil es nicht nett ist.Amun und seine Geschäfte waren in letzter Zeit sehr angestiegen,worum es sich da handelte hatte er uns noch nicht erzählt aber eigentlich intressierte es mich nicht.

Aufmerksam lauschte ich Tias Worten. Amun und Kebi waren in der Tat in letzter Zeit oft weggewesen. Sie erzählten uns nicht wohin sie gingen, wie lange sie wegbleiben würden, geschweige denn was sie überhaupt vor hatten. Diese ganze Geheimniskrämerei war langsam nicht mehr zum Aushalten. Jedenfalls für mich nicht. Ich konnte mir schon denken, dass Tia mit der Abwesenheit unseres Clanoberhaupts weit weniger Probleme hatte als ich. Schließlich kannte ich meine wunderschöne Gefährtin nur zu gut. Sie war Amun und Kebi gegenüber nicht sehr aufgeschlossen, jedoch ertrug sie fast alles ohne zu widersprechen. Das sie es mir zu liebe tat war mir bewusst. Und ich war ihr dafür unendlich dankbar. Amun war wie ein Vater für mich und das würde er immer sein. Da Tia auch nicht wusste wo die beiden steckten nickte ich nur leicht. Dann sah ich zu unserm Besuch. Sie schien gar nicht mehr so erfreut hier zu sein. Sie wirkte regelrecht aufgebracht. Plötzlich meinte sie, es sei vielleicht doch keine so gute Idee gewesen herzukommen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ, ohne ein weiteres Wort, das Haus. Verwundert schaute ich meine schöne Tia an. "Merkwürdig", murmelte ich vor mich hin. Leicht schüttelte ich den Kopf. Ich konnte noch immer nicht so recht glauben, dass die Fremde einfach so auf dem Haus gestürmt war. Doch ich unterbrach meine Gedanken und lächelte meine Gefährtin an. Etwas Gutes hatte das Verschwinden von unserem Gast ja, jetzt konnte ich mich ausschließlich um Tia kümmern. Ich hatte sie wirklich schrecklich vermisst.

Ich hatte wirklich meine Probleme mit Amun und Kebi aber das lies ich mir fast nie anmerken.Benjamin hatte weit aus weniger Probleme mit ihm das war mir klar weswegen ich versuchte einfach alles war mir nicht passte runterzuschlucken.Kurz dachte ich daran das Amun vielleicht einen neuen Platzt zum Leben suchte aber das war sehr unwahrscheinlich.Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und beobachtete mit ungerührter Miene unseren Gast.Sie ging einfach.Das richtige Wort für sie wäre Zicke aber na ja was sollte man machen nicht jeder hatte gut manieren."Sehr merkwürdig" grinste ich leicht und sah wieder zu Benjamin.Nun drehte ich mich so zu ihm das ich genau vor ihm stand."Also wie war deine kleine Reise" fragte ich mit einem lächeln.Das war das einzige was mich wirklich intressierte.

Tia lehnte ihren Kopf an meine Schulter und ich drückte ihre Hand, welche ich noch immer in meiner hielt. Mit sichtlicher Verwirrung beobachtete ich den Abgang unseres Besuchs. Als ich meine Verwirrung in einem Wort äußerte, gab Tia mir eine Antwort. Ich war daran gewöhnt, dass der Klang ihrer Stimme meistens nicht allzu viele Gefühle durchblicken ließ und somit nur manchmal zu ihren Worten passten. In diesem Punkt waren wir vollkommen unterschiedlich. Während ich meine Gefühle meistens nach Außen trug, behielt Tia sie meistens für sich. Doch dies tat sie nur, wenn wir nicht alleine waren. Darüber war ich auch sehr froh, denn ich wollte wissen, was in ihr vorging. Kaum war die Fremde aus der Tür stellte Tia sich mir gegenüber. Ich lächelte sie liebevoll an. Gott, wie sehr hatte ich sie vermisst. Sie fragte mich nach meiner Reise und mein Lächeln wurde breiter. "Es hat wirklich gut getan mal etwas anderes zu sehen. Doch ich glaube noch einmal würde ich nicht alleine gehen, dafür hab ich zu sehr vermisst. Ich war kaum aus Ägypten draußen, da hatte ich schon unglaubliche Sehnsucht nach dir, meine Schöne.", antwortete ich ihr. Während ich sprach legte ich meine freie Hand an ihre Wange und drückte einen leichten Kuss auf ihre wundervollen Lippen als ich geendet hatte. Als sich unsere Lippen kurz voneinander lösten nutzte ich die Gelegenheit um noch ein paar Worte hinterher zuschieben. "Gehen wir rein?", murmelte ich, bevor ich meine Lippen erneut auf ihren Mund senkte.