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Zwar bemerkte ich, wie sich Jazz Muskeln anspannten doch bevor ich reagieren konnte, war er auch schon weg. Er hatte den Geruch des menschlichen Blutes noch viel eher bemerkt als ich. Denn mir stieg er erst jetzt in die Nase. Also kannte ich zumindest seinen Weg und rannte ihm so schnell ich konnte hinterher. Als ich ihn erreicht hatte, war es aber leider schon zu spät. Jazz war bereits über den Menschen hergefallen und ich versuchte nicht, ihn jetzt noch davon abzuhalten. Das wäre ein sinnlosen Unterfangen und – falls der Mensch es überlegen sollte – auch nur eine riesen Qual für ihn. Also ließ ich Jazz gewähren und wartete in einiger Entfernung, bis er fertig getrunken hatte. Dabei empfand ich bei dem Anblick weder Abscheu noch verurteilte ich ihn deswegen. Es war eben der Lauf der Natur – unserer Natur.
Erst als er von dem Menschen abließ näherte ich mich Jazz vorsichtig und ging neben ihm in die Hocke. Vorsichtig legte ich meine Hand leicht auf seine Schulter, als er fast durchdrehte. „Hey. Das ist doch okay. Du kannst deinen Durst eben nicht kontrollieren,“ sprach ich beruhigend auf ihn ein. „Aber Carlisle kann dir beibringen, wie du ihn besser beherrschen kann bis du dich an das Tierblut gewöhnt hast. Dann wird auch dein Durst nach Menschenblut langsam immer mehr nachlassen.“ Bis jetzt hatte das jedenfalls immer so geklappt. Ob es auch bei Jazz funktionieren würde, musste die Zeit zeigen. „Carlisle ist ein sehr guter Lehrer und die ganze Familie wird dir jederzeit zur Seite stehen. Und deine Alice doch sowieso auch,“ sprach ich leise weiter. „Du musst nur an dich glauben.“ Ich nahm meine Hand wieder von seiner Schulter, um ihm Zeit zu geben, wieder runter zu fahren. „Wir sollten sehen, wo wir die Leiche lassen,“ überlegte ich laut und sah mich um. Hier im Wald sollte es nicht so schwer sein, sie verschwinden zu lassen.


Ich merkte wie Emmett zu mir kam und mir eine Hand auf die Schulter legte. Eigentlich mochte ich es nicht wenn mich jemand anfasste, denn ich ging nach wie vor von einem Kampf aus außer wenn Alice mich anfasste. Alice war die ein zigste, die mich anfassen durfte aber jetzt lies ich es durch gehen, denn ich war zu schwach um irgendwas zu machen, um irgendwas zu tun. Immer noch spürte ich die Gefühle des Menschen, immer noch ging es mir richtig schlecht.
Ganz langsam spürte ich, wie sich wieder runter kam, wie die Gefühle sich wieder beruhigten und sah leicht zu ihm.
"Es tut mir leid", sagte ich und senkte meinen Kopf. Komischerweise wartete ich gerade innerlich auf meine Bestrafung, wartete dadrauf, dass er mich biss oder mir irgendwelche schrecklichen Gefühle schickte, nah ja das ich Gefühle spürte, wusste er ja noch nicht.
Weiter hin blieb ich in dieser Haltung, starrte auf den Boden, wartete immer noch auf meine Bestrafung.



Nie hatte ich einen Vampir gesehen, der sich derart aufregten, wenn er einen Menschen gejagt und seinen Durst an ihm gestillt hatte. Schon gar nicht, wenn dieser Vampir sich doch eigentlich sowieso auf die natürliche Art und Weise eines Vampirs ernährte. Nämlich Menschenblut. Irgendwie kam mir das schon komisch vor. Aber vielleicht war er ja einfach nur sensibel. Von seiner Gabe wusste ich ja bisher nichts. Aber wenn ich es wüsste, würde es mir sicherlich auch nicht mehr so komisch vorkommen. Das musste wirklich die reinste Folter sein jedes Mal all die Todesängste dieser Menschen spüren zu können.
Wieder legte ich meinen Kopf leicht zur Seite, als er sich bei mir entschuldigte. "Ich sagte doch schon - es ist schon gut. Es ist eben der Lauf der Dinge." Wie er da saß. Als ob er auf etwas warten würde. Oder betete er etwa? Ich hatte keine Ahnung. Jedenfalls stand ich aus der Hocke auf und klopfte mir etwas Staub aus der Hose. "Wir sollten vielleicht besser zurück zum Haus. Bevor die anderen sich Sorgen machen," sagte ich ruhig und gelassen. Aber bevor wir das taten, hatten wir noch was zu erledigen. Oder besser ich, denn Jazz sah nicht so aus, als ob er dazu gerade im Stande war. Ich nahm den leblosen, blutleeren Körper auf meine Arme und trug ihn zu einem dichten Gebüsch herüber. Darunter grub ich mit dem Händen eine kleine Kuhle und legte den Körper dann darin ab. Etwas Erde darüber - ein paar Äste und Blätter und die Leiche war nicht mehr zu sehen. Als ich fertig war drehte ich mich wieder zu Jasper herum. Ob er sich nun wieder etwas gefangen hatte?


Als er aufstand hob ich meinen Kopf wieder etwas. °Mensch Jasper. Hör auf immer zu denken, dass jemand dich bestrafen will°, ermahnte ich mich in Gedanken und stand ebenfalls langsam auf. Mit einer kurzen Handbewegung machte ich meine Klamotten wieder sauber, befreite sie von Staub. Als ich fertig war, sah ich mich kurz um. Jetzt wo mein Verstand klarer war, erkannte ich erst wo ich wirklich war. Ich war in einen Wald gelaufen. Die Umgebung hier sah ganz anders aus als bei mir in meiner Heimatstadt. Langsam näherte ich mich einer Blume. Auch nach all den ganzen Jahren, wo ich nun schon als Vampir unterwegs war, hatte ich noch nie so eine Blume in der Natur gesehen. Nur jetzt fühlte ich mich etwas blöde, während ich so da stand und die Blume anstarrte, weswegen ich mich wieder umdrehte und zu Emmett schaute.
"Es tut mir leid", sagte ich langsam. "Das du das eben gesehen hast. Ich weiß es muss für dich komisch aus gesehen habe, als ich so da saß." Ich machte eine Pause und sah weiter hin zu ihm. Kurz überlegte ich, ob ich ihm von meiner Gabe erzählen sollte, entschied dann aber erstmal es zu lassen, ich wusste ja nicht wie er dadrauf reagieren würde.



°Merkwürdig° dachte ich, als ich sah wie Jazz die Blume betrachtete. °Als ob er noch nie in seinem Leben eine Blume gesehen hat° Kurz zuckte ich mit den Schultern. Als Jazz mich ansprach räusperte ich mich kurz. Typische Menschenangewohnheit, die ich mir noch immer nicht abgewöhnt hatte. "Naja - schon ein wenig," antwortete ich ihm ehrlich. "Aber jeder reagiert wahrscheinlich anders, wenn er - ähm - gejagt hat." Ich wusste nicht recht, wie ich es sonst ausdrücken sollte. Ich wollte das Wort getötet einfach nicht benutzen. Obwohl es ja darauf hinaus lief.


"Aber nicht so wie ich", meinte ich leise. Wenn ich jetzt rot werden könnte, dann würde ich rot werden aber ich konnte es zum Glück nicht. Ohne es zu wollen, lies ich einige Gefühle durch den Wald schweben. Manchmal konnte ich nicht immer alle Gefühle, die ich in mir gespeichert hatte, in mir behalten, weswegen ich ab und an einige davon raus lassen musste um nicht ganz durch zu drehen. Ab und an bemerkte ich das überhaupt nicht, da ich mich dran gewöhnt hatte. Nun flogen Wut, Angst und Verwirrtheit durch den Wald.




Als ob mich Jazz nicht sowieso schon irgendwie verwirrte, fühlte ich mich plötzlich noch verwirrter - und Wütend. Aber auch zur gleichen Zeit irgendwie - ängstlich. "Was meinst du?" fragte ich deshalb verwirrt und in meiner Stimme schwang plötzlich - ohne das ich es eigentlich wollte - ein wütender Unterton mit. °Was zur Hölle?° dachte ich bei mir. Ich wusste überhaupt nicht, was gerade passierte und das spiegelte sich auch in meinem Gesicht wieder.


Auf einmal spürte ich und sah ich auch das er verwirrt war und sofort wurde mir klar warum?
"Oh Entschuldigung", sagte ich, senkte meinen Kopf und versuchte die gesamten Gefühle wieder in mir rein zu ziehen. Einigermaßen klappte es auch aber ein bisschen der Gefühle blieb noch im Wald. Ich konnte nicht alle wieder in mich rein ziehen.
°Mensch Jazz such dir das nächste mal einen Ort wo du alleine bist°, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf sagen aber ich konnte ja auch nichts dafür, dass ich ab und an meine gesamten Aufgestauten Gefühle nicht in mir behalten konnte.




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